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Vorwort

Wenn neue Technologien auftauchen, kommt zuerst das Staunen. Dann die Hoffnung. Und irgendwann: die Ernüchterung. Das Digitale hat uns das schon einmal gezeigt.

Social Media begann als Werkzeug für Freiheit. Menschen vernetzten sich über Grenzen hinweg, über Server, über Plattformen – oft gegen Widerstände, gegen Zensur. Doch aus Nähe wurde Manipulation. Aus Dialog: Klick-Logik. Aus Daten: Kontrolle. Nicht die Technik hat uns enttäuscht, sondern unser Glaube an sie. Ein Glaube, der zu groß war und zu wenig hinterfragt.

Aber das ist kein neues Muster.

Auch der Buchdruck, heute fast heilig gesprochen als Hebel der Aufklärung, war nicht nur Werkzeug der Emanzipation. Ohne ihn hätten Werke wie der Hexenhammer keine Wellen über ganz Europa bis nach Nordamerika geschlagen. Ein Buch, das Misstrauen schürte, Verfolgungen auslöste und Gewalt – gedruckt, verbreitet, geglaubt. Und doch: Wir sind weitergekommen. Trotz der Rückschläge. Vielleicht sogar wegen ihnen. Weil Menschen gelernt haben, nicht nur zu lesen, sondern zu urteilen.

Heute stehen wir wieder an so einem Punkt.

Künstliche Intelligenz ist keine Mode. Sie ist da. Und sie wird bleiben. Nicht nur in Rechenzentren, sondern im Alltag, in Schulen, in Behörden, in unseren Köpfen. Und sie verändert etwas. Nicht nur technisch. Sondern kulturell, gesellschaftlich, menschlich.

Diese Serie ist ein Versuch, den Raum zu öffnen, bevor er sich schließt: für einen anderen Blick auf das, was da gerade entsteht. Nicht nur technisch. Und nicht nur gesellschaftlich. Sondern aus der Zwischenposition, in der viele heute stehen: Menschen, die Systeme entwickeln und zunehmend spüren, was sie mit uns machen.

Ich schreibe als jemand, der digitale Prozesse gestaltet. Mit technischem Hintergrund, aber mit Blick auf die Menschen.

Auch beim Thema künstliche Intelligenz dürfen wir Technik nicht für sich allein denken. Was macht diese Technologie mit uns, mit unserer Sprache, unserer Wirtschaft, unserer Bildung, unserer Gesellschaft?

Und was verpassen wir, wenn wir sie nur nutzen, um das Bestehende effizienter zu machen, statt mutiger zu denken? Wenn alle das Gleiche tun, und niemand fragt, was noch möglich wäre?

Denn so wie Risiken übersehen werden, wenn man sich nur auf das Positive konzentriert, verschwinden auch Chancen, wenn man sich zu schnell mit dem Erstbesten zufriedengibt.

Ich schreibe nicht aus Technikbegeisterung. Und auch nicht aus Angst. Sondern aus der Überzeugung, dass dazwischen ein Raum liegt, in dem wir neu denken können – müssen.

Denn Intelligenz ist nicht, was Antworten gibt. Sondern was gemeinsam denkt.
Unvollständig. Aber bereit.